Stand vom 03.11.2004

Queen und britische Flagge; Rechte: dpa/WDR(m)
'Lairds' vom Niederrhein verfolgen die Queen

Ständchen von den "Friends of British Royalty"

Von Susanne Schnabel

Zum vierten Mal ist zurzeit die britische Königin Elizabeth II. in Deutschland. Drei Tage lang wird Ihre Hoheit verfolgt von Presse, Fans und Sicherheitspersonal. Auch ein kleiner Männerclub aus dem niederrheinischen Hinsbeck heftet sich dicht an die royalistischen Fersen.

(v l-r) Bastian Rütten, Erhard Scholz, rechts von hinten: Hermann Heinemann, Wolfram Gutheim, Bernhard Zanders; Rechte: WDR/Schnabel
größeres Bild"Friends of British Royalty"
Wenn Queen Elizabeth II. wüsste, welche charmanten Gentlemen vom Niederrhein sie verehren, dann hätte sie bei ihrem dreitägigen Staatsbesuch einen Abstecher nach Hinsbeck bei Nettetal gemacht. Und die Monarchin hätte sich wohlgefühlt unter der Kuppel der Hinsbecker Stammenmühle. Diesen urgemütlichen Raum haben die "Friends of British Royalty" eingerichtet. Ein Thron ist stets für die Queen reserviert, edel gerahmte Bilder mit dem Antlitz von Elizabeth II. und ihrer Familie zieren die Wände, süßer Geruch von Pfeifentabak erinnert an die Heimat auf der Insel. Zu knabbern ist stets "After Eight" griffbereit. Aber leider hat niemand die Queen informiert, und so reisen die "Friends of British Royalty" nach Berlin und Düsseldorf, um der Königin die Ehre zu erweisen.

Seit Dienstag (02.11.04) verfolgt der Männerclub, begleitet von mehreren Kamera-Teams, drei Tage lang Ihre königliche Hoheit. "Unser Ziel ist es, der Königin möglichst nahe zu kommen", sagt Bastian Rütten von den "Friends of British Royalty". Geplant ist unter anderem ein Ständchen zu später Stunde für die Königin. Wenn Ihre Majestät nachts vom Staatsbankett mit Bundespräsident Horst Köhler und 250 Gästen aus dem Zeughaus zurückkehrt, überraschen die Freunde vom Niederrhein die Monarchin am Nobelhotel Adlon mit einem vierstimmigem A-cappella-Gesang, begleitet von einem Dudelsackspieler. "Wir haben auf diversen Raststätten anglophile Menschen gefunden und unser Ständchen vor ihnen geprobt", so Rütten.

Frauen, Autos und Fußball sind tabu

Englischer Bus, Porzellanteller, Jacke und Blumentopf
größeres BildBritische Dekoration im Clubraum
Seit 1995 gibt es den Club "Friends of British Royalty - German Section", eine in Deutschland einzigartige Vereinigung. Sieben vornehme Herren im Alter zwischen 24 und 67 Jahren treffen sich zweimal im Monat und zelebrieren den so genannten British way of life. Mitglieder der Royal Air Force, die damals noch am Niederrhein stationiert waren, haben den Friends erklärt, wie das britisches Clubleben funktioniert.

"Drei Themen sind bei uns tabu: Frauen, Autos und Fußball", erklärt Bernhard Zanders". Von einem solchen Verein träumt so manche Frau: Männer in edlem Zwirn mit Manieren, die sich nicht über Macho-Themen unterhalten sondern über die Queen und die Skandale der Royals. Damen haben in diesem britischen Club keinen Zutritt, und einschlägige Frauenzeitschriften mit bunten Bildern vom Adel sucht man hier vergebens. 

"Hohle Gefäße tönen lauter"

Hermann Heinemann (vorne) und Bernhard Zanders; Rechte: WDR/Schnabel
größeres BildZwei "Lairds of Glencaim"
"Es ist nicht unser Niveau, wenn so marktschreierisch das Innere nach außen gekehrt wird. Hohle Gefäße tönen lauter", sagt Zanders. Clubfreund Rütten fügt hinzu: "Die Queen und die Monarchie bleiben ein Mysterium. Wir lassen uns eher vom Ganzen inspirieren und sind fasziniert vom 'British way of life'." 'Laird of Glencairn' dürfen sich die Mitglieder offiziell nennen, denn jeder von ihnen hat ein kleines Grundstück in einem bedrohten schottischen Hochmoor gekauft. Zu jedem Geburtstag von Queen Elizabeth II., am 21. April, veranstalten die Lairds, zu deutsch Gutsherren, eine Parade durch das 5.000-Seelen Dorf Hinsbeck, dessen Einwohner mehr dem Karneval- und Schützenbrauchtum frönen, statt der Queen die Ehre zu erweisen. Doch wenn die Queen eines Tages den Clubraum in der Stammenmühle aufsucht, dann werden die Hinsbecker stolz sein auf ihre "Friends of British Royalty".